Maura und Melanie sind beide 43 und seit vierzehn Jahren ein Paar. Die Geschichte ihrer Liebe hat Melanie mir erzählt.

Wir kannten einander schon in der Schule. Ich habe Maura immer bewundert, fast angehimmelt. Sie war Schulsprecherin, sehr beliebt und – wie ich fand – unheimlich schön. Die Jungs waren alle in sie verknallt und die Mädchen wollten so sein wie sie. Nach dem Abitur haben wir einander aus den Augen verloren. Ich habe studiert, dann in West Afrika gearbeitet und ich hatte Beziehungen zu Frauen und zu Männern. Das war eine intensive, aufregende Zeit.

Als ich den Ferien bei meinen Eltern in Brandenburg war, fragte meine Mutter, ob ich das von Maura wüsste. Sie sei nach einem schweren Suicidversuch lange in der Charité gewesen und würde jetzt wieder bei ihren Eltern auf dem Dorf leben. Mauras Mutter hatte bei uns angerufen, und gefragt, ob ich sie besuchen wolle. Ich war so fassungslos, dass ich zunächst glaubte, dass sei ein ganz schlechter Scherz.

Aber ich bin dann am nächsten Tag hingefahren, sehr nervös und voller Fragen. Mara saß im Garten ihrer Eltern, sie kam mir kleiner vor, und hat mich schief angegrinst. Wir haben uns umarmt, und dann fast fünf Stunden lang geredet. Sie hat mir von ihrem abgebrochenen Studium, von ihrem Absturz mit Drogen und von ihrer langen Behandlung erzählt.

Sie war immer noch Mara: witzig, intelligent, schön. Und ich habe mich wieder so richtig in sie verliebt. Allerdings hatte ich zu große Angst vor einer Beziehung mit ihr. Ich wollte ihr nicht zu nahe kommen, hatte Angst, sie könnte rückfällig werden. Generell machen mir Drogen Angst, ich trinke noch nicht mal Alkohol.

Ich bin zurück in den Senegal gegangen und wir haben uns einmal im Monat zum Skypen verabredet, ganz regelmäßig. Wir hatten beide Beziehungen mit anderen Menschen, aber im Grunde waren wir beide überzeugt davon, zusammen zu gehören. Mara hat mir später gesagt, sie habe die ganze Zeit über fest daran geglaubt: wenn sie stabil bleiben würde, könnten wir ein Paar werden!

Nach zwei Jahren bin ich zurück nach Deutschland gekommen, ich habe sie noch auf dem Flughafen gefragt, ob sie meine Frau werden möchte. Und drei Monate später haben wir geheiratet! Wir leben jetzt wieder auf dem Land, haben drei Kinder und sind sehr dankbar für unser Leben.